Das Abitur ist für den Einstieg in viele Berufe heutzutage die Grundvoraussetzung. Nicht nur bei Berufen, die ein Hochschul- oder Fachhochschulstudium erfordern, sondern längst auch bei vielen Lehrberufen wird das Abitur als Schulabschluss verlangt. Wer nicht die Möglichkeit hatte, das Abitur auf dem ersten Bildungsweg zu machen, dem stehen auf dem zweiten Bildungsweg weitere Optionen zur Verfügung. Zunächst sind da natürlich die meist städtischen Berufskollegs, an denen man sich tagsüber oder Abends auf die Abiturprüfung vorbereiten kann.
Es besteht die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Fernstudienakademien gezielt auf die staatliche sogenannte Externenprüfung – die staatliche Abiturprüfung für Erwachsene – vorzubereiten. Die Lehrgänge haben je nach veranstaltendem Institut unterschiedliche Längen und können auch individuell kürzer oder länger gestaltet werden. Die Länge der Lehrgänge richtet sich zum einen nach dem bisherigen Schulabschluss der Teilnehmer, denn verständlicherweise braucht ein Teilnehmer mit einem Hauptschulabschluss eine intensivere Vorbereitung, da allein schon einige Fächer für sie neu sind oder das Wissen auf Hautpschulniveau in anderen Fächern natürlich nicht dem des Realschulniveaus entspricht. Zum anderen kann bei vielen Akademien auch ein indivuduelles Lerntempo vereinbart werden, was den persönlichen Ressourcen entgegenkommt. Wer langsamer lernt, benötigt eben einfach etwas mehr Zeit bis zur Prüfung. Neben einem individuellen Lerntempo besteht häufig auch die Möglichkeit zu Probeklausuren, darüber hinaus werden auch Seminare zur Prüfungsvorbereitung veranstaltet.
Im Gegensatz zum gymnasialen Abitur können Teilnehmer ihre Abiturfächer dabei auch aus einer großen Auswahl zusammenstellen. Das wird auch Schülern gerecht, deren besondere Fähigkeiten in sehr speziellen Bereichen wie im künstlerischen oder naturwissenschaftlichen Feld liegen. An Gymnasien ist die Palette von Fächern dagegen häufig durch Vorgaben der Kultusministerien der jeweiligen Länder, Budgetmangel, schulische Bedingungen und chronischen Lehrermangel eingeschränkt. Teilweise ist es an Fernstudienakademien sogar möglich, Kurse während des Lehrgangs noch zu wechseln sowie Prüfungsschwerpunkte selbst zu setzen. Letzteres wäre beim gymnasialen Abitur völlig unmöglich. Sprechen diese Argument uneingeschränkt für ein Fernstudium zum Abitur, muss man natürlich – wie bei vielem anderen auch – den Kostenfaktor beachten. Denn ein solches Fernstudium ist im Gegensatz zum gymnasialen Abitur nicht kostenlos möglich. Je nach Institut und nach Einstiegslevel oder Schulabschluss muss man mit Kosten zwischen 4000 Euro bis 5.600 Euro rechnen.
Trotz der Möglichkeit, das Lerntempo individuell zu gestalten, sollte man sich daher vorher sicher sein, dass man den fachlichen Anforderungen gewachsen ist und ob man die unabdingbare Lerndisziplin über einen relative langen Zeitraum hinweg neben Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen aufbringen kann. Außerdem sollte vor einer solchen Entscheidung klar sein, ob das Abitur einen persönlich beruflich weiterbringen wird oder ob nicht ein anderer Abschluss oder eine andere Qualifikation ausreichend beziehungsweise sinnvoller wäre. Das könnte die Fachhochschulreife sein oder aber eine berufsbezogene Qualifikation oder Weiterbildung, die das berufliche Fortkommen vielleicht unmittelbarer födert.